Zeitorganisation und Rhythmisierung

Zeit

Eine kind- bzw. jugendgerechte Rhythmisierung bestimmt die zeitliche Tagesstruktur und den Jahresarbeitsplan in der ganztägig arbeitenden Schule.

Checkliste Zeitorganisation und Rhythmisierung

 

Zur Überprüfung der Situation an Ihrer Schule können Sie die Checkliste "Zeitorganisation und Rhythmisierung" im Team nutzen. Anhand der aufgeführten Qualitätskriterien ist eine Bewertung möglich. 

 

Die Zeitstruktur an den meisten deutschen Schulen wurde durch ein Modell geprägt, das seinen Ursprung in der Industrialisierung hat. Die Einführung der 45-Minuten-Stunde ist auf den ehemaligen preußischen Kultusminister Trott zu Stolz zurückzuführen und hatte zum Ziel, die verdichteten Lerninhalte in einer Halbtagsschule zu vermitteln [1]. Im Zuge des qualitativen Ausbaus ganztägig arbeitender Schule rücken immer mehr Schulen von dieser Zeitstruktur ab. Sie machen sich intensiv Gedanken darüber, wie sie das Mehr an Zeit sinnvoll nutzen und an den Bedürfnissen der Schüler*innen ausrichten können. Dabei sollte die Antwort auf diese Frage nicht “mehr Fachunterricht” sein, sondern eine andere Rhythmisierung der Zeitstruktur beinhalten.

Rhythmisierung schafft nach Kamski (2014) verlässliche Strukturen, die Schüler*innen Orientierung im Schuljahres- und Tagesablauf geben. Dabei unterscheidet sie drei Ebenen der Rhythmisierung: Die äußere, die innere und die individuelle Rhythmisierung [2].

Die äußere Rhythmisierung ist auf die pädagogische Einteilung des Tages ausgerichtet und wird durch das pädagogische Konzept gelenkt. Dabei wird eine Abkehr vom traditionellen Unterricht im 45-Minuten-Takt zugunsten längerer Blöcke angestrebt. Der Blockunterricht soll eine didaktisch-methodische Gestaltungsvielfalt unterstützen. Die Etablierung einer neuen Lernkultur im Sinne der Kompetenzen für das 21. Jahrhundert, wie z. B. kollaborative Arbeitsphasen, und die Lösung von Problemen benötigen Zeit. Mithilfe von Blockunterricht können Phasen der Festigung, des Wiederholens und Übens und der individuellen Förderung zielgerichteter integriert werden. Für eine äußere Rhythmisierung sind sowohl der Unterricht als auch Unterricht ergänzende Angebote über den ganzen Tag verteilt. Darüber hinaus ergibt sich daraus eine organisatorische Entspannung. Weniger Unterrichtseinheiten am Tag bedeuten weniger Materialien, Vor- und Nachbereitungen und Raumwechsel an einem Tag.

Innerhalb eines Tages sollen sich Phasen der An- und Entspannung sowie der Bewegung und Freizeit abwechseln. Daher ist auf eine sinnvolle Planung von Unterrichtsblöcken, außerunterrichtlichen Blöcken und Pausen zu achten [3].

Außerdem sollte es einen Wechsel zwischen dem formellen Lernen mit festgelegten Inhalten und dem informellen Lernen geben. Informelles Lernen versteht sich hier als durch die Schüler*innen selbstbestimmtes Lernen nach eigenen Interessenslagen. Mit der Integration des informellen Lernens wird der Tatsache Rechnung getragen, dass 70 % dessen, was wir lernen, in außerschulischen Bereichen stattfindet [4].

Die innere Rhythmisierung bezieht sich auf die pädagogische Gestaltung des Unterrichts und wird vorrangig durch die Lehrkraft gelenkt. Hier steht ein Wechsel der Lehr- und Lernformen sowie von gelenkten und ungelenkten Phasen im Fokus. Als dritte Stufe wird die individuelle Ebene unterschieden. Die Schüler*innen bestimmen dabei ihren eigenen Rhythmus [5].

Um den Tagesablauf sinnvoll an den Bedürfnissen der Schüler*innen auszurichten, müssen auch physiologische Aspekte berücksichtigt werden sowie Lern-, Arbeits- und Entspannungsphasen über den ganzen Tag verteilt sein. Unterstützung erhält eine an den Bedürfnissen der Schüler*innen orientierte Rhythmisierung zudem durch sinnvoll gestaltete Pausenzeiten, in denen Möglichkeiten des Rückzugs und der sozialen Interaktion gegeben werden.

Quellenangaben

 

[1] Vgl. Burow, O.-A. (2014): Digitale Dividende. Ein pädagogisches Update für mehr Lernfreude und Kreativität in der Schule. Weinheim, S. 98.

[2] Vgl. Kamski, I. (2014): Rhythmisierung in Ganztagsschulen. Erprobte Praxis – Funktionierende Modelle. Schwalbach/Ts., S. 17ff.

[3] Vgl. ebd, S. 20.

[4] Vgl. Burow, O.-A. (2014): Digitale Dividende. Ein pädagogisches Update für mehr Lernfreude und Kreativität in der Schule. Weinheim, S. 23.

[5] Vgl. Kamski, I. (2014): Rhythmisierung in Ganztagsschulen. Erprobte Praxis – Funktionierende Modelle. Schwalbach/Ts., S. 21.

Aarhus

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