Für rund 20 Lehrkräfte aus allen Teilen Mecklenburg-Vorpommerns, u. a. aus Wismar, Schwerin, Neubrandenburg und Rügen, bot die Serviceagentur Ganztägig lernen M-V am 25. Oktober eine Werkstatt zur Rhythmisierung an. Im Eldenburg-Gymnasium Lübz, das seit über zehn Jahren mit einem veränderten Rhythmisierungskonzept arbeitet, konnten sich die Teilnehmer*innen zu verschiedenen Aspekten und deren praktischer Umsetzung austauschen.
Zu Beginn gab Michael Retzar, der Leiter der Serviceagentur, einen Rückblick auf den Expertenvortrag von Prof. Holtappels und fasste noch einmal die wichtigsten Eckdaten zum Thema Rhythmisierung zusammen. Im Wesentlichen geht es dabei um die Gliederung des Tages-, Wochen und Jahresablaufs, wobei unterschiedlichen Lernaktivitäten und Spannungswechseln besondere Bedeutung zukommt.
Der Schulleiter des Eldenburg-Gymnasiums, Torsten Schwarz, stellte den Teilnehmenden die Möglichkeiten der Rhythmisierung vor, die seine Schule seit einigen Jahren nutzt. „Der 45-Minuten-Takt einer Schulstunde engt zu sehr ein“, ist Schwarz überzeugt. Der Kern einer guten Schule sehr ein Mehr an Lernzeit, doch wie könne man dies erreichen? „Ganz eindeutig durch kluge Rhythmisierung.“ Am Lübzer Gymnasium umfasst eine Unterrichtseinheit 80 Minuten. Der Schultag startet ab 7:30 Uhr mit einem offenen Beginn, an den sich ab 7:50 Uhr fünf Blöcke anschließen. Bei diesen Blöcken handelt es sich aber nicht nur um „reine“ Unterrichtszeit. „Sehr wichtig ist uns, dass die Schüler Eigenverantwortung, Selbstständigkeit und Kooperation lernen und sich individuelle Lernstrategien aneignen“, betonte Torsten Schwarz. Dazu tragen besonders die „Studienorientierten Lernzeiten“ bei, die für das eigenverantwortliche Lernen der Schüler*innen in allen Klassenstufen genutzt werden.
Bei einem Rundgang durch das Haus präsentierte der Schulleiter das Raumkonzept des Eldenburg-Gymnasiums und die auf Digitalisierung ausgerichtete Ausstattung. So gilt dort zum Beispiel das Klassenraum-Prinzip, d. h. die einzelnen Klassen haben einen eigenen festen Raum und die Lehrkräfte wechseln jeweils die Unterrichtsorte. „Das bringt auch eine ruhigere Atmosphäre ins Schulhaus“, erklärte Torsten Schwarz.
Nach der Mittagspause folgte für die Werkstatt-Teilnehmer*innen die Arbeit an drei Thementischen. Ute Harrje von der Serviceagentur informierte zu den Themen Mittagsband und Kooperation von Schule und Hort, Ortwin Ackermann (ehemaliger Leiter der Johann-Pogge-Schule Lalendorf) gab seine Erfahrungen mit 60-Minuten-Schulstunden weiter und Doreen Hassinger (Grundschulleiterin an der Montessori-Schule Greifswald) betreute den Thementisch zum Offenen Anfang und Ausklang.
In der Auswertungsrunde hielten die Lehrkräfte fest, welche ersten Schritte sie im Kontext Rhythmisierung an ihren eigenen Schulen unternehmen möchten. Dabei wurden beispielsweise Gespräche mit der Schulleitung, das Überdenken des Pausenkonzepts und die Realisierung eines offenen Schulanfangs genannt. Als „Gedanke des Tages“ formulierten die Teilnehmenden u. a.: „Es gibt nicht die eine Lösung für alle, aber es gibt viele Möglichkeiten, sodass sich etwas Passendes finden lässt.“ Auch die Erkenntnis „Es geht ja!“ mit der praktischen Umsetzung der Rhythmisierung und der Vorsatz „den Schülern mehr zutrauen“ waren dabei.
Weiteren Austauschbedarf wünschte man sich in Bezug auf eine optimierte Rhythmisierung für die Oberstufe, rechtliche Fragen, die Planung von Einsatzplänen der Lehrkräfte, eine bestmögliche Platzierung von Unterricht ergänzenden Angeboten und die Erfahrungen von anderen Schulen. Hierbei unterstützt die Serviceagentur alle interessierten Schulen, zum Beispiel beim nächsten „Marktplatz Rhythmisierung“, der am 13. Dezember von 15:00 bis 16:30 Uhr online stattfindet. Dort wird Raum sein für die Vorstellung erster eigener Ideen und einen intensiven Gedankenaustausch.