Lernen und Entwicklung
Alle Schüler*innen werden auf die Anforderungen des 21. Jahrhunderts vorbereitet, indem sie relevantes Wissen und Können erwerben, Strategien zum lebenslangen Lernen sowie soziale und emotionale Kompetenzen entwickeln, die ihnen ein aktives Leben in einer demokratischen Gesellschaft und globalen Welt ermöglichen. Eine qualitative Förderung wird realisiert.
Checkliste Lernen und Fördern
Zur Überprüfung der Situation an Ihrer Schule können Sie die "Checkliste Lernen und Fördern" nutzen. Anhand der aufgeführten Qualitätskriterien ist eine Bewertung möglich.
„Heute müssen Schulen die Schülerinnen und Schüler auf einen rascheren Wandel vorbereiten als je zuvor, um sie zu befähigen, für ihre Arbeitsplätze zu lernen, die es noch gar nicht gibt, gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen, die wir uns derzeit noch gar nicht vorstellen können, und Technologien einzusetzen, die noch gar nicht erfunden wurden“ [1].
Mit dieser Feststellung beschreibt Andreas Schleicher, OECD-Direktor für Bildung, die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen für die Bildung. Hier können die Kompetenzen für das 21. Jahrhundert, sich einer wandelnden Welt anzupassen und diese mitzugestalten, als Werkzeuge ansetzen. Gute ganztägig arbeitende Schulen haben das Potential, diese Kompetenzen in den Mittelpunkt ihrer Lern- und Unterrichtskultur zu stellen. Dabei steht nicht vorrangig die Vermittlung, sondern die Anwendung von Wissen im Fokus, sowie die Kompetenzen zu einer nachhaltigen Lebensgestaltung und die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung. Das kurzfristige Abrufen von möglichst viel Lernstoff, um gute Noten zu erzielen, tritt zugunsten der Vorbereitung auf den zukünftigen Bildungs- und Berufsweg in den Hintergrund [2].
Das erfordert nicht mehr stromlinienförmiges Denken, sondern kreative und kollaborative Problemlösungsprozesse [3].
Für die Schule wird hier insbesondere die Vermittlung der sogenannten 4K bedeutsam: Kreativität, Kommunikation, kritisches Denken und Kollaboration. Beim Kollaborativen Lernen, eine der zentralen Fähigkeiten für das 21. Jahrhundert, steht der Lernprozess und die tatsächliche Zusammenarbeit von Schüler*innen im Mittelpunkt [4].
Jede*r bringt Stärken ein und kann Defizite anderer ausgleichen. Resnick (2017) betont, dass die meisten Jobs und der Umgang mit gesellschaftlichen Problemen heutzutage kollaborative Fähigkeiten erfordern, da sie für einen Einzelnen zu groß seien [5]. Darüber hinaus müssen die Schüler*innen in die Lage versetzt werden, ihre eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu reflektieren. Kreativität wiederum versteht sich als die Entwicklung von Lösungen komplexer Probleme, von Zielen und Strategien und entspringt häufig aus kollaborativen Prozessen. Darüber hinaus fördert die Ganztagsschule der Zukunft Lebenskompetenzen wie Neugierde, Flexibilität, Empathie und das Weltbürgertum [6].
Daraus ergibt sich, dass eine zukunftsorientierte ganztägige arbeitende Schule digitale Medien in das ganztägige Lernen integriert. Die Nutzung digitaler Medien ist dabei nicht vorrangig eine Frage des „besseren Lernens“, sondern eine Frage der Notwendigkeit. Mediale und insbesondere digitale Fähigkeiten und Fertigkeiten sind eine immer wichtigere Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilhabe an Beruf, Leben und Gesellschaft. Schüler*innen sollen zu einem kritischen, kreativen und kompetenten Umgang mit Medien befähigt werden und sich vom Konsumenten zum Produzenten entwickeln. Medienbildung ist Aufgabe aller Unterrichtsfächer und soll in Unterricht ergänzende Angebote eingebunden werden.
Das Mehr an Zeit an einer guten ganztägig arbeitenden Schule soll der Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit dienen sowie den Belangen der Schüler*innen gerecht werden. Dabei spielen u. a. auch die Hausaufgaben eine entscheidende Rolle. Diese sollten durch an den Unterricht gekoppelte Lernzeiten ersetzt werden. Schüler*innen erledigen Hausaufgaben oftmals allein oder mit Hilfe der Eltern. In solchen Settings fehlt zumeist die fachliche Expertise, um das Kind optimal zu unterstützen. Durch die Ablösung von Hausaufgaben durch Lernzeiten erhalten Schüler*innen die Möglichkeit, mittels fachlicher und didaktischer Begleitung sowie zur Verfügung stehender Ressourcen selbstgesteuert ihre Kompetenzen zu erweitern [7].
Lernzeiten müssen dabei nicht als Ersatz für die klassischen Hausaufgaben gelten. Es bietet sich an, sie zur Entwicklung der Unterrichtsqualität zu nutzen und z. B. das selbstorganisierte Lernen in Wochenpläne zu integrieren. Lernzeiten dienen darüber hinaus dazu, den Schultag besser zu rhythmisieren und die Tagesstruktur an die Bedürfnisse der Schüler*innen anzupassen. Als positiver Nebeneffekt tritt die Entlastung des Elternhauses und die Ausdehnung der informellen Zeit in den Familien hervor. Wichtig aus Sicht der Kinder ist, dass Arbeits- und Freizeit voneinander getrennt sind.
Quellennachweise
[1] Vgl. Schleicher, A. (2019): Weltklasse. Schule für das 21. Jahrhundert gestalten. Bielefeld, S. 35.
[2] Vgl. Kuhn, H.-P. (2017): „Lasst die Kinder frei. Noten sind nicht alles: Worauf es im Leben ankommt“ – Ein Plädoyer für die Ganztagsschule der Zukunft, in: Burow, O.- A. & Gallenkamp, C. (2017): Bildung 2030. Sieben Trends, die Schule revolutionieren. Weinheim, S. 88.
[3] Vgl. Burow, O.-A. (2014): Digitale Dividende. Ein pädagogisches Update für mehr Lernfreude und Kreativität in der Schule. Weinheim, S. 123.
[4] Vgl. Partnership for 21st Century Learning (2015), S. 1.
[5] Vgl. Resnick, M. (2017): Lifelong Kindergarten. Cultivating Creativity through Projects, Passion, Peers, and Play, S. 92.
[6] Vgl. Robinson, K. & Aronica, L. (2016): Creative Schools. The Grassroots Revolution. That’s Transforming Education. New York, S. 135ff.
[7] Vgl. Brückel, F., Larcher, S. & T. Rytz (2017): Rhythmisierung/ Zeitstruktur. Arbeitsbuch 5. Qualität in Tagesschulen/ Tagesstrukturen. Bern, S. 26.