Schüler mit Fluchterfahrung in der Ganztagsschule

Schüler mit Fluchterfahrung in der Ganztagsschule

„Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung in der Ganztagsschule“   lautete der Titel und des gestrigen Beratungsforums in Güstrow, zu dem über 70 Pädagogen und Fachkräfte aus allen Teilen des Landes in die Fachhochschule kamen.

„Ein hochaktuelles und wichtiges Thema - schließlich haben bereits mehr als 80 Ganztagsschulen und volle Halbtagsgrundschulen ihre Türen für die Kinder und Jugendlichen mit Fluchterfahrung geöffnet“, bekräftige Birgit Bomhauer-Beins vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur M-V die Relevanz des Themas in ihrem Grußwort gleich zum Veranstaltungsbeginn.

Referentin und Impulsgeberin des Tages war Kinderpsychologin Oggi Enderlein. Sie begleitete und beriet Teilnehmer mit einem - durch Tischgruppendiskussionen angereicherten - Vortrag. Ihre Botschaften an die Fachkräfte waren einfach wie eindeutig: Auch wenn jedes Kind anders ist, haben (große) Kinder weltweit die gleichen alterstypischen Lebensthemen. So haben auch die geflüchteten Kinder und Jugendlichen – bei allen Unterschieden – vieles gemeinsam mit den deutschen Kindern und Jugendlichen. Das gelte es zu wissen und zu nutzen.

In den Tischgruppen diskutierten die Teilnehmenden, wie die Schule verlässliche Strukturen zum Ankommen in der Verantwortung der Erwachsenen schaffen kann, wie die notwendige Anleitung bzw. die Heranführung an Grenzen, aber auch die Anerkennung für die mitgebrachten Kompetenzen und der Wunsch und das Bedürfnis nach Freiräumen entsprochen werden kann.

Oggi Enderlein appellierte vor allem an die Haltung der Fachkräfte: „Wichtig ist es hinzuhören, ernst zu nehmen, wertzuschätzen und die Kinder und Jugendlichen beteiligen lassen. Schauen Sie mit den Kindern vor allem nach vorne und die Zukunft “ – bei aller gebotenen Achtsamkeit für Signale von Traumen und körperlichen wie seelischen Misshandlungen, Trauer und Sehnsucht. Hier müsse neben kollegialer ggf. auch professionelle Beratung hinzugezogen werden. Zudem gelte es, die Eltern nicht zu vergessen und von Anfang an gut zu informieren und einzubinden.

Die neue Situation an vielen Schulen des Landes öffnet aber auch neue Chancen. Das zeigten die anschaulichen und lebhaften Berichte und Beispiele aus dem Eldenburg-Gymnasium Lübz oder vom Schulcampus Rostock- Evershagen. Vertreter der Schule berichteten, wie sich Schülerinnen und Schüler ganz konkret für Flüchtlinge in ihrer Kommune engagieren, oder wie sie als Paten bzw. Buddies ihre neuen Mitschüler im Schulalltag unterstützen. Die Grundschule Ost in Neubrandenburg stellte ihr überarbeitetes Konzept der Einschulung für Seiteneinsteiger sowie nützliche Arbeitsmaterialien für den Schulstart von geflüchteten Kindern vor. Eine Vertreterin der Ehrenamtsstiftung M-V informierte über die konkreten Fördermöglichkeiten für Willkommensprojekte an Schulen. Die RAA M-V stellte der Lehr- und Lernform Lernen durch Engagement – Service Learning im Kontext Flucht und Willkommenskultur vor.

„Das Ziel ist, das jeder Schüler  – ob mit oder ohne Fluchterfahrung sich in der Ganztagsschule wohlfühlen, lernen, wachsen, sich ausleben und zu sich kommen kann“, fasste Oggi Enderlein am Ende der Veranstaltung zusammen.

Ein Resümee, mit dem die Serviceagentur Ganztägig lernen M-V alle Schulen herzlich einlädt, an dem Thema weiter auch in ihren Netzwerken zu arbeiten.

Beiträge aus dem Beratungsforum finden Sie hier:

http://www.mv.ganztaegig-lernen.de/sites/default/files/DaZ%20Starterpaket_%20GS%20Ost%20Neubrandenburg.pdf