Im Rahmen des Schulnetzwerks „Zeitgemäße Lernumgebungen“ der Serviceagentur Ganztägig lernen M-V hielt Dr. Michael Kirch von der Ludwig-Maximilians-Universität München am 22. Mai einen Vortrag über die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten von schulischen Lernräumen. „Ich freue mich sehr, dass ich heute als Referent in Norddeutschland wirken darf“, begrüßte er die rund 30 Teilnehmer*innen. Michael Kirch unterrichtete viele Jahre an einer Montessori-Schule und hat auch im Ausland als Lehrer gearbeitet, unter anderem in Mexiko und in den USA. An der Universität München lehrt er im Fachbereich Pädagogik in der Grundschule.
In Bezug auf das Thema Lernräume beschäftigt sich Kirch mit den drei Dimensionen Klassenraum, Schulgebäude und Quartier (das Stadtviertel oder der Ortsteil, in dem sich die Schule befindet). Kirch machte sich dafür stark, dass Lernräume vor allem als Orte der Begegnung unterschiedlicher Gruppen verstanden werden. „Ganz wichtig ist, dass Sie zuerst das Lern- und Lehrkonzept entwickeln und im zweiten Schritt erst das Raumkonzept! Sonst haben Sie zwar ein hübsches neues Schulgebäude, aber der Nutzen für die Lehrkräfte und Schüler bleibt trotzdem gering“, unterstrich er in seinem Vortrag.
Für Klassenräume stellte Michael Kirch zum Beispiel das Flex-Modell vor. Es wurde im Rahmen des Schulversuchs im Projekt zur Flexiblen Grundschule in Bayern (2010 bis 2014) entwickelt. Dabei ging es darum, das Lehren und Lernen in jahrgangsgemischten Klassen zu erleichtern und die Umsetzung vielfältiger Organisations- und Sozialformen zu ermöglichen, ohne dafür die Möbel umstellen zu müssen. Beim Flex-Modell gibt es eine Art runden Konferenztisch, an dem die ganze Klasse Platz hat, und zusätzlich haben die Schüler*innen noch eigene Arbeitsplätze im Raum.
Im Kontext Schulgebäude hob Michael Kirch insbesondere das Lernhauskonzept hervor. Dieses orientiert sich am Cluster-Modell, bei dem eine Schule in mehrere kleine Einheiten unterteilt wird. Eine Einheit verfügt über vier bis sechs Klassenräume, die sich um einen gemeinsam genutzten „Marktplatz“ anordnen. Das Lernhauskonzept umfasst zusätzlich einen Teamraum, den sich das pädagogische Personal eines Clusters teilt. Eine Schule allein könne den Anforderungen einer Ganztagsschule aber nicht gerecht werden, da auch das funktionalste Schulgebäude nicht genug Raum für das nötige „Mehr“ biete, so Michael Kirch. Deshalb sei es elementar, dass sich die Schule im Hinblick auf ihre Umgebung öffnet, neue Lernorte erschließt und selbst zum Lernort für die jeweilige Gemeinde wird. Bei diesem Ansatz, führte Kirch aus, könnte dann letztlich das gesamte Quartier profitieren.
Das Thema Lernraumgestaltung steht auch im Mittelpunkt der Schulbau-Tagung am 14. und 15. September 2023 in der Hochschule Wismar, welche die Serviceagentur Ganztägig lernen M-V gemeinsam mit der Fakultät für Gestaltung organisiert. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.