Was macht eine gute Mensagestaltung aus und was ist bei der Planung alles zu beachten? Diese Fragen standen am 11. November 2021 im Mittelpunkt des Online-Seminars „Die Mensa - Nutzung und Gestaltung in ganztägig arbeitenden Schulen“ der Serviceagentur Ganztägig lernen M-V.
„Grundsätzlich muss man sagen: Es gibt keine Standardlösungen, man muss sich jedes Projekt genau ansehen“, erklärte Meike Halbrügge von der DGE-Vernetzungsstelle Schulverpflegung M-V den über 30 Teilnehmer*innen. Ganz wichtig für eine erfolgreiche Mensaplanung sei das Verpflegungskonzept des Schulträgers, welches am besten gemeinsam mit allen Zielgruppen erstellt werden sollte. „Wenn die Mensa dann ihren Betrieb aufgenommen hat, ist ein Mensa-Ausschuss für die Qualitätssicherung sehr sinnvoll“, fügte Meike Halbrügge hinzu. Immer wieder mache sie die Erfahrung, dass in einer attraktiv gestalteten Mensa die Anzahl der Teilnehmenden am Mittagessen zunimmt. Ihre Kollegin aus Schleswig-Holstein, Dr. Birgit Braun, stellte Ergebnisse aus der qualitativen Studie „Wie gelingt Schulverpflegung?“ vor. Die befragten Schüler*innen gaben an, dass die Mensa für sie vor allem ein Ort ist, um sich mit Freunden zu treffen. Sie suchen die Mensa also in erster Linie zur Erholung und zum gemeinsamen Austausch auf. Unterschiedliche Tischgrößen, um mit Freunden in einer großen Gruppe gemeinsam oder auch mal ganz in Ruhe allein oder zu zweit zu essen, sind dabei besonders wichtig. Lärmreduzierung lässt sich nicht nur bautechnisch gestalten, sondern auch über die Ausstattung, wenn zum Beispiel Stühle ohne Metallbeine angeschafft werden, so der Erfahrungstipp von Susanne Wagner von „Bauereignis“ aus Berlin.
Erkenntnisse aus der Praxis
Wie eine moderne und ansprechende Mensa aussehen kann, zeigte das Praxisbeispiel aus Dorf Mecklenburg. Elternvertreter Andreas Grahn berichtete vom Bau und der Ausstattung der Mensa der Verbundenen Regionalen Schule und Gymnasium „Tisa von der Schulenburg“, in die auch eine Bühne für Schulaufführungen integriert wurde. In Zusammenarbeit mit der DGE-Vernetzungsstelle Schulverpflegung M-V entstand eine Mensa, die den DGE-Qualitätsstandards entspricht. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Nutzer*innen täglich mehrere Gerichte zur Auswahl haben, darunter mindestens ein vegetarisches und ihnen Wasser aus zwei Wasserspendern, Salate und Obst zur Verfügung stehen. Alles ist so organisiert, dass Müll vermieden und Lebensmittelverschwendung deutlich reduziert wird. Der Clou in dieser Mensa: Eine geteilte Essensausgabe, sodass man sich von zwei Seiten anstellen kann. „Damit reduzieren wir die Wartezeiten erheblich“, so Andreas Grahn. Nur mit frühzeitiger Beteiligung aller Nutzer*innen und Verantwortlichen gelingen Planungsprozesse, die sich wie in Dorf Mecklenburg oft über mehrere Jahre ziehen.
Der frühzeitige Beteiligungsprozess im Schulbau wird als PHASE NULL bezeichnet und geht den klassischen neun Planungs- und Bauphasen eines Projekts voraus. In der PHASE NULL entwickeln Vertreter*innen aller Beteiligungsgruppen in einem moderierten Verfahren die grundlegenden Ziele und Gestaltungsideen. Bei der Mensaplanung sollten also Schüler*innen, Lehrkräfte, Eltern, Mitarbeitende des Schulträgers, Essenanbieter, Akteure aus der Politik und weitere Nutzergruppen gemeinsam die Grundlage für die Küchenfachplanung, Ausstattung und bauliche Planung entwickeln.
Den Start eines PHASE-NULL-Prozesses stellten Nora Zimmermann von der Hochschule Wismar und die Lehrerin Dorit Meyer im zweiten Praxisbeispiel vor. Sie berichteten von der Gestaltung der Vorplanungsphase für die Mensa der Grundschule „Marlower Loris“ in Marlow. Dort soll das Turnhallenfoyer zur Mensa umgebaut werden. Um den Wünschen und Ideen der Kinder Rechnung zu tragen, wurde im September 2021 ein Workshop-Tag aller Klassen organisiert. Die 1. Klasse malte Bilder mit Lieblingsessen und Traumsituationen zum Essen. Die Kinder der 2. Klasse entwickelten Ideen mit Knetmodellen und schrieben Texte. Ideen für die Wandgestaltung war das Thema der 3. Klasse und die „Großen“ aus der 4. Klasse bauten Modelle aus Pappe und gestalteten diese mit Farben und verschiedenen Materialien. Zusätzliche Bilder malte eine gemischte Gruppe aus allen Klassen und sammelte Ideen im Gruppengespräch und Brainstorming, die dann priorisiert wurden. „Damit wurde nicht nur die Selbstwirksamkeit der Kinder, sondern auch das Wir-Gefühl an der Schule gestärkt“, so das Fazit von Nora Zimmermann. Am Nachmittag trafen sich dann vor Ort Menschen aus unterschiedlichen Nutzergruppen von Hort, Schule, Vereine, Stadtverwaltung und Eltern mit dem Bürgermeister. Gemeinsam wurde auf die Ergebnisse der Kinder-Workshops geschaut und eigene Ideen und Nutzungswünsche beraten.
Mensa als "Herzstück" - nicht nur Ort der Verpflegung
An einer guten ganztägig arbeitenden Schule ist die Mensa das „Herzstück“, die sich auch für Unterricht, Gruppenarbeit und Ganztagsangebote nutzen lässt und überaus wichtig ist für das Wohlbefinden, so das oft geteilte das Fazit aus der Abschlussdiskussion. „Schließlich gehört eine gesunde Schulverpflegung und ausreichend Zeit in der Mittagspause zum Kern einer Ganztagsschule und ist auch so in M-V gesetzlich festgelegt“, betonte Thomas Hetzel von der Serviceagentur, die diese Veranstaltung als offene Online-Fortbildung für das thematische Schulentwicklungsnetzwerk „Gestaltung zeitgemäßer Lernumgebung“ organisiert hat. Abgerundet wurde das Online-Seminar mit der Möglichkeit zur persönlichen Nachberatung mit der DGE-Vernetzungsstelle Schulverpflegung M-V.